Wir haben im Dezember eine Hundebox gebaut damit Ronja eventuell besser allein bleiben kann. Es war ein großer Flop und davon möchte ich heute berichten.
Die Theorie
Junge Hunde und Welpen sollten lernen zeitweise allein zu sein. Wenn sie dazu ein "Nest" haben, können sie dort entspannt und ruhig schlafen. Man kann dem Hund erst beibringen, alleine in der Box zu sein, während man noch in der Nähe ist - später kann man das Haus oder die Wohnung verlassen.
Es soll Hunden dadurch einfacher gemacht werden, allein zu sein, indem sie nicht die gesamte Wohnung kontrollieren müssen. Durch die körperliche Einschränkung ist klar: "Ich muss nichts anderes tun als hier zu warten".
Die Praxis
Am einfachsten war es, die Hunde Box zu bauen - diesen Teil der Praxis kann ich also jedem empfehlen. Hundemöbel selber zu bauen macht Spaß und man kann sie in der Größe perfekt an die vorhandene Wohnung anpassen.
Die Benutzung der Box ist dagegen kein Zuckerschlecken, sondern vielmehr eine psychische Zerreißprobe für Hund und Halter.
Ronja ging zu Anfang gern in ihre Hundebox, während der Eingewöhnung haben wir die Türen auch nicht geschlossen. Sobald wir anfingen die Türen zu schließen und danach sofort wieder zu öffnen war ihr Fluchtinstinkt geweckt. Das Gefühl "eingesperrt" zu sein, behagte ihr gar nicht. Auch Spielzeug oder Leckerchen zur Beschäftigung konnte sie danach in ihrer Box nicht wertschätzen. Schlossen wir die Tür für einige Minuten, heulte, wimmerte und jammerte sie. Ihre Atemfrequenz stieg an, so dass sie ein wimmernder, jammernder und hechelnder Hund war. Von Entspannung - keine Spur.
Der erfolgreiche Hundebox-Nutzer wird jetzt von Gewöhnung sprechen und wird vielleicht auch mehr Härte verlangen. Wenn ich die Tür öffne, solange sie Lärm macht, wird sie lernen, Lärm zu machen, um mich zu manipulieren.
Also haben wir die Box erst wieder geöffnet wenn sie ruhig war.
Haltet mich für verrückt, aber das hat sie auch sehr schnell begriffen: Erst gab es das große Heulen, dann hat sie gelernt, schneller nichts mehr zu sagen. Wenn wir die Tür wieder geöffnet haben, war die Aufregung wieder da - Stufe 10. Haben wir sie mehr als ein paar Minuten in der Box gelassen, z. B. eine halbe Stunde, hat sie begonnen an der Box zu kratzen, in dem Versuch, sich selbst zu befreien.
Sie hat sich in ihrem offensichtlichen Verhalten geändert, die darunter liegende psychische Belastung hat sich dagegen nicht verändert. Das Symptom hat sich geändert, mehr aber auch nicht. Um ehrlich zu sein habe ich nicht das Gefühl, dass die Box für uns ein guter Weg zum Allein bleiben ist. Ich kann sie problemlos im Wohnzimmer lassen, um allein in die Küche zu gehen. Sie allein in der Box zu lassen, ist dagegen nicht "problemlos".
Ob sie es als Strafe ansieht? Wer weiß?
Es gibt soviele Erziehungsmethoden und Theorien, eine davon sagt: Das Ignorieren eines Hundes ist eine unangemessene soziale Strafe. Andere sagen, Ignorieren sei vollkommen natürlich und würde von Hunden genauso praktiziert.
Mir reicht es jedenfalls mit der Box - mit dem Geheule und Gewimmere und der furchtbaren Aufregung. Denn dieser tolle neue Tipp - ist ein Rückschritt für unsere bisherigen Fortschritte.
Wir versuchen jetzt zu retten was zu retten ist. Auf die klassische Methode:
Wir gehen immer mal wieder für ein paar Minuten aus der Wohnung, schließen in der Wohnung auch mal eine Tür hinter uns und üben uns in Geduld.
Persönliche Gedanken dazu:
Es wäre einfacher gewesen diesen Flop unter "Fehler die ich besser verschweige" zu verbuchen und nicht darüber zu bloggen - angesichts der tausend Internetseiten, die Hundeerziehungstipps geben, der vielen Forenbeiträge die "Wunderheilung" durch "Was auch Immer" versprechen.
Was wir hier schreiben ist ehrlich, wenn wir einer Spur folgen, berichten wir davon. Manchmal ist - für uns - ein Goldtopf am Ende des Regenbogens und manchmal stellt sich heraus, dass der Regenbogen in Wirklichkeit nur die Schliere eines ausgelaufenen Ölbehälters ist.
Shit happens!